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Kurz erklärt: Keine Balkon­kraft­werke im Mehr­familien­haus

In Zeiten steigender Energiepreise sind kleine Solarmodule zur Stromerzeugung bei Privathaushalten groß in Mode. Ein nachvollziehbarer Trend. Allerdings ist bei Mehrfamilienhäusern der Einsatz als Balkonkraftwerk alles andere als unproblematisch.

Es erreichen den Bauverein in den letzten Wochen immer mal wieder Anfragen von Mietern, die auf ihrem Balkon eine kleine Photovoltaik-Anlage (ein sog. Balkonkraftwerk) installieren möchten. Um möglichst viel Sonneneinstrahlung zu erzielen ohne Fläche auf dem Balkon zu verlieren, schlagen die Mieter dabei häufig eine Schrägmontage außen am Balkongeländer vor.

Dass sich die Mieter damit an den Bauverein Leer als Vermieter wenden ist richtig. Alle baulichen Veränderungen, die Mieter in einer Wohnung oder am Gebäude duchführen möchten, müssen vom Bauverein geprüft und freigegeben werden.

Der Bauverein Leer hat sich in den letzten Monaten eingehend mit der Installation von PV-Anlagen an Balkonen beschäftigt. Ergebnis ist, dass der Bauverein in seinen Mehrfamilienhäusern die Installation von eine Balkon-Photovoltaikanlagen leider ablehnen muss. Die Gründe dafür sind unter anderem:

  • Viele einzelne Anlagen – in der Regel auch von unterschiedlichen Herstellern – verändern die Gesamtansicht und das Erscheinungsbild der Wohnanlage nachteilig.
  • Die Lasten und Windangriffsflächen der Photovoltaikanlage verändern die Statik des Balkongeländers und können zusätzliche Windgeräusche verursachen.
  • Beschädigungen am Balkongeländer können nicht ausgeschlossen werden.
  • Der Bauverein ist grundsätzlich für die Verkehrssicherung am Gebäude verantwortlich. Regelmäßige jährliche Kontrollen bezüglich der vorgenannten Verkehrssicherung können vom Bauverein nicht auf Kosten der Genossenschaft geleistet werden und müssten dem Mieter in Rechnung gestellt werden.
  • Die Schräganbindung der PV-Module kann zu Verschattungen der darunterliegenden Balkone führen.
  • Die Anbringung der PV-Module verhindert eine Anleiterung der Feuerwehr über den zweiten Rettungsweg und stellt dadurch ein Risiko im Brandfall dar.

Angesichts der hohen Energiepreise und auch den Anforderungen der Energiewende hat es sich der Bauverein mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber unter dem Strich wiegen die negativen Folgen für die Genossenschaft schwerer als der positive Effekt auf Umwelt und Geldbeutel einzelner Mieter durch den Betrieb der Anlagen.

Im Interesse der Genossenschaft wird aber seit Monaten an der Umsetzung der Energiewende gearbeitet. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist aber angesichts der wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen kein kurzer Sprint, sondern ein kräftezehrender Marathon, der die Genossenschaft noch über Jahre hinweg fordern wird.

Bild: pixabay

Bauverein, Energiewende, Klimaschutz, Kurz erklärt, Photovoltaik, Umwelt