
Zur Person: Hilke Goldberg-Brill
ist herzlich aber auch hart
Seit 30 Jahren schlägt ihr Herz für Schweinchen… so nennt man nämlich die Zielkugeln beim Boule – erst nur ab und an zum Zeitvertreib, aber seit fünf Jahren regelmäßig und aktuell in der Bezirksliga aktiv. Mindestens zweimal in der Woche versucht Hilke Goldberg-Brill dem kleinen Schweinchen möglichst nahe zu kommen. Gemeinsam mit anderen Boule-Fans trifft sich die 57jährige Sozialmanagerin des Bauvereins nach Feierabend auf dem Sportplatz des PSV Leer – und dann heißt es Legen, Schießen, Taktieren, denn einfach nur dicht an das Schweinchen zu kommen reicht für einen Sieg nicht unbedingt aus. Es geht auch darum die Gegner wegzuschießen oder ihnen taktisch klug den Weg zu versperren.
Für das Miteinander im Bauverein
Taktieren muss die studierte Diplom-Oecotrophologin auch täglich in ihrem Job. Denn seit sechseinhalb Jahren sorgt Hilke Goldberg-Brill für ein friedlicheres Miteinander im Bauverein. Ihre Aufgabe ist es Beschwerden nachzugehen und für Abhilfe zu sorgen. Dabei geht es zum Beispiel um Lärmbelästigung, Streitigkeiten um den Putzdienst oder Beleidigungen. 200 Fälle landen pro Jahr durchschnittlich bei ihr auf dem Schreibtisch. Viele davon sind mit ein bisschen Einfühlungsvermögen schnell gelöst, denn bei Konflikten zwischen Nachbarn etwa, kann schon ein Gespräch miteinander Wunder wirken. „Die Leute im Haus kennen sich heute oft gar nicht mehr und reden nicht miteinander,“ so die Erfahrung der Sozialmanagerin. „Da kann sich schon eine Party oder Handwerker in der Wohnung nebenan zu einem großen Störfaktor ausweiten. Denn statt den Betreffenden direkt und freundlich daraufhin zu weisen, wird der Ärger geschluckt, bis irgendwann die Bombe platzt.“ Dabei wissen die anderen oft gar nicht, dass sie stören.
Freundlich aber bestimmt
Oft hilft schon ein kleiner diplomatischer Schubs und das Problem hat sich erledigt. Und eben diesen Schubs gibt Hilke Goldberg-Brill. Sie hört sich zum Beispiel beide Parteien an und animiert zu mehr Miteinander. Hilft das allein nicht, fordert sie zum Beispiel ein genaues Lärmprotokoll. So hat man eventuelle Verstöße gegen die Hausordnung schwarz auf weiß. Denn auch wenn mehr Kommunikation untereinander meist hilfreich ist, gibt es doch leider immer häufiger Unbelehrbare. „Die Mietfähigkeit hat nachgelassen.“, erklärt Goldberg-Brill. „Da wird weder sorgfältig mit der Wohnung noch mit den Nachbarn umgegangen.“ So igeln sich immer mehr in ihrer Wohnung ein und tun nichts für die Hausgemeinschaft, dabei gehören laut Mietvertrag unteranderem das Treppenhaus zu reinigen oder den Keller und den Gehweg zu fegen zu den Pflichten dazu. „Mir doch egal“ ist immer häufiger die Devise! Und so muss sich die Mitarbeiterin des Bauvereins neben Nachbarstreitigkeiten auch immer häufiger mit Vandalismus oder Vermüllung der Wohnungen auseinandersetzen. Und auch hier wird es erst mit Freundlichkeit versucht.
Gelebtes Sozialmanagement
Hilke Goldberg-Brill bietet da zum Beispiel auch Hilfe bei Antragstellungen, Krankheiten oder anderen Lebensproblemen an. Aber irgendwann hat jede Geduld und Güte ein Ende: „Dann wird hart durchgegriffen! Dann gibt es erst eine Abmahnung bis hin zur fristlosen Kündigung oder der Zwangsräumung mit Polizei und allem Pipapo. Manchmal geht es eben nicht anders… aber meistens eben doch! Und dann kann Hilke Goldberg-Brill frohen Herzens auf dem PSV-Platz entspannt und zufrieden ein oder mehrere ruhige Kugeln schieben oder besser: Zielsicher die ca. 700 Gramm schwere Kugel werfen!
Ein schöner Ausgleich zu ihrem manchmal aufregendem Job: Mindestens zweimal in der Woche ist Hilke Goldberg-Brill nach Feierabend auf dem Boule-Platz beim PSV Leer anzutreffen.
Foto: In der Fritz-Reuter-Straße sorgte ein herrenloser Müllsack für Stress in der Nachbarschaft… eine von vielen täglichen Aufgaben auf dem Schreibtisch von Hilke Goldberg-Brill.
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